Gut gewickelt
Wickel? Früher gehörten die zum Standardrepertoire jeder Mutter. Aber heute? Da kennt man vielleicht gerade noch den Wadenwickel bei hohem Fieber.
Allerdings gibt es seit einiger Zeit eine Internetseite, wo sich der Wickel-Interessierte fachkundigen Rat holen kann. „www.pflege-vademecum.de“ heißt sie, und wird verantwortet von Autoren des „Internationalen Forums für Anthroposophische Pflege (IFAN)“.
Die Renaissance des Gurgelns
Trübes Winterwetter? Stimmt. Aber Regen und Nebel sind perfekt, um den Schleimhäuten etwas Gutes zu tun. Regelmäßige Spaziergänge in feuchter Luft sind eine Labsal für den Nasen-Rachen-Raum.
Auch Dampfbäder, etwa mit Kamille, beruhigen Schleimhäute, denen im Winter vor allem die trockene Heizungsluft zusetzt. Denn gesunde Schleimhäute in Nase und Hals sind gerade jetzt ganz wichtig. Genau an dieser Stelle nämlich setzen Erkältungs-, Grippe- und Coronaviren an. Alles, was dazu dient, sie zu stärken, ist derzeit doppelt angesagt.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt in diesen Tagen ein weiteres probates Hausmittel: Das Gurgeln.
Kartoffel – wärmend und kühlend
Herbstzeit ist Kartoffelzeit – und darum stand die tolle Knolle neben vielen anderen Kräutern und Gemüsen auf dem Programm der Oktobereinheit der Gartenapotheke mit Ursel Bühring im Bildungshaus St. Ulrich. Wellness pur für den schmerzenden Rücken, muskelkatergeplagte Beine, kalte Füße oder den hustengeschüttelten Brustkorb: Das „Bauernfango“ mit heißen Kartoffeln. In der Schale gekochte heiße Kartoffeln werden dafür in ein Papierküchentuch und danach in ein Geschirrtuch eingewickelt und dann vorsichtig zu einer zwei bis drei Zentimeter dicken Auflage zerdrückt. Die Auflage sollte so groß sein wie die schmerzende Stelle, die Packung wird mit einem Schal fixiert. Vorsicht beim Auflegen: Die Kartoffeln sind sehr heiß! Darum sollte der Kartoffelwickel auch nicht bei kleinen Kindern, die sich noch nicht äußern können, bei sehr alten Menschen oder Menschen mit Sensibilitätsstörungen angewendet werden. Dafür hält die Wärme lange vor und dringt tief in den Körper ein.
Aber Kartoffeln können nicht nur wärmen, sondern auch kühlen – beispielsweise verbrannte Kinderfinger. Dafür höhlt man eine rohe Kartoffel so weit aus, dass der schmerzende Finger hineinpasst. Die Kartoffel kühlt und hält die Haut feucht. Im Seminar im Schwarzwald haben die Teilnehmerinnen der Kartoffeln überdies witzige Gesichter geschnitzt – ein wunderbarer Trost für kleine Unglückswürmer.
Freiburger Heilpflanzenschule zieht um
Die Freiburger Heilpflanzenschule hat ab Februar 2021 ein neues Domizil: Sie zieht ins so genannte Jesuitenschloss in Merzhausen, einer Nachbargemeinde von Freiburg. Wegen des Umzugs – der neue Veranstaltungsort war lange ungewiss – gibt es in diesem Jahr kein gedrucktes Programm. Ab Montag, 7. September, können die geplanten Grund- und Fortbildungen und die Fachseminare jedoch online angesehen und gebucht werden.
Viele Jahre lang war die Heilpflanzenschule im Freiburger Stadtteil St. Georgen in einem ehemaligen Minengebäude ansässig. Der Umzug, wiewohl von den Besitzern Cornelia und Joachim Stern schon länger ins Auge gefasst, kam jetzt doch recht plötzlich, da die Räume vom Vermieter gekündigt worden sind.Die Sterns sind jedoch sehr optimistisch: „Zeiten des Wandels sind auch immer Zeiten der Orientierung, der Chancen, des Neubeginns! Es sind Zeiten, sich seiner selbst bewußt zu werden, um selbstbewußt Neues, das sich zeigt, zu ergreifen“, heißt es im jüngsten Newsletter der Schule.
http://www.heilpflanzenschule.de
Zauberhafte Gartenapotheke im alten Kloster
Es waren ganz besondere Tage mitten im Schwarzwald: Das Seminar „Gartenapotheke“ mit Ursel Bühring, der Gründerin der Freiburger Heilpflanzenschule, im ehemaligen Kloster St. Ulrich bei Freiburg. Der erste Teil des Seminars, für März geplant, war coronabedingt ausgefallen. Im Juli nun konnte es stattfinden, unter strengen Hygieneauflagen. Große Abstände im Seminarraum, Masken, wenn man sich beim Salbenmischen und der Tinkturenherstellung näher kam. Die Landvolkshochschule sorgte dafür, dass sich die verschiedenen Gruppen, die zu Gast waren, nicht mischten. Kursbetrieb in der Krise, etwas eingeschränkt, aber hochinteressant.
Die „Hauptattraktion“ war natürlich Ursel Bühring selbst. Drei Tage lang hat die 70-Jährige erzählt, diskutiert, Handgriffe gezeigt – immer mit Begeisterung, immer mit fundiertem Wissen, immer die Teilnehmer ernst nehmend.
Seifensieden in der Hexenküche
Die Verfeinerung von Seifen im Volkshochschulkurs hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich jetzt auch ans Seifensieden getraut habe. Und was soll ich sagen: Die Prozedur ist hochspannend, genau das Richtige für experimentierfreudige Hexen. Und der erste Versuch durchaus gelungen.
Duft und Pflege
für die Haut
Schöne Seifen mit Kräutern, Kräuterextrakten und ätherischen Ölen herstellen? Das ist gar nicht schwer, wie ich jetzt bei einem Seifenseminar der örtlichen Volkshochschule entdeckt habe.
Steinklee gegen
Lymphschwellungen
Sie kennen das? Der Arm oder das Bein wird dick? Die Schwellung selbst schmerzt eigentlich nicht, aber wenn sich die Haut mehr und mehr spannt, kann dies sehr unangenehm sein. „Lymphödem“ nennen die Fachleute eine solche Schwellung. Die Lmphe, also jene Flüssigkeit, die Abfallstoffe aus dem Körper transportiert, kann nicht mehr richtig fließen. Oft kommt es nach Operationen oder Verletzungen zu solchen Lymphödemen. In solchen Fällen kann echter Steinklee wunderbar helfen, wie ich jetzt durch Zufall in der eigenen Familie erfahren habe.
Last-Minute-Geschenk
für Genießer
Sie brauchen noch eine Kleinigkeit zu Weihnachten? Nicht teuer, aber sehr persönlich? Meine Empfehlung, wenn die Beschenkten Hobbyköche und/oder Naturliebhaber und/oder Gärtner sind: „Mein Wildkräuterbuch“ von Monika Wurft. Ein ausgezeichnetes Buch, um sich vom Winterblues abzulenken. Vielleicht regt es den ein oder anderen sogar dazu an, trotz schlechten Wetters ein paar Brennnesselspitzen oder Gänseblümchen zu pflücken und damit zu experimentieren . . .
Tränen für eine
gesunde Blase
Heute habe ich eine Meerrettich-Tinktur angesetzt – und dabei mehr Tränen vergossen als beim Zwiebelschneiden. Denn die Pflanze mit ihrer tiefen Pfahlwurzel enthält Senföle, die die Schleimhäute reizen. Aber genau diese Senföle machen Bakterien den Garaus, und zwar vor allem in den ableitenden Harn- und den Atemwegen. Man kann sie geradezu als sanfte Antibiotika – die Fachleute sprechen gerne von Phytobiotika – bezeichnen. Sie wirken nicht so schnell wie die eigentlichen Antibiotika, sind also nicht geeignet für ganz akute Fälle, haben aber den Vorteil, dass man nach ihrer Verwendung nicht durch Pilzinfektionen geplagt ist.
Vorfreude auf das
nächste Kräuterjahr
Jetzt liegen sie in den Buchhandlungen aus: die Kalender, die uns Lust machen auf das Jahr 2020. Es gibt auch eine ganze Reihe von Kräuterkalendern, sogar einen, der die gute Maria Treben, obwohl längst verstorben, im Titel führt.
Ein deutlich moderner anmutender, den ich vor allem interessierten Kräuterlaien ans Herz legen möchte, die fundiertes Wissen suchen, ohne gleich dicke Fachbücher wälzen zu wollen, stammt von Rita Röthlin. Die Absolventin der Freiburger Heilpflanzenschule stellt auf 52 Seiten zwölf wichtige Heilpflanzen in Wort und Bild vor – mit vielen Rezepten, aber auch mit fachkundigen Hinweisen auf Inhaltsstoffe, Risiken und Nebenwirkungen. Den Kalender gibt es für 39 Euro unter www.kräuter-wunder.ch – wunderbar zum Verschenken und zum Selbstbehalten.
Kaltkeimer im Warmen aussäen
Jetzt vor Weihnachten steht mir noch eine große Aktion ins Haus: Kaltkeimer sollen in Kistchen ausgesät werden. Bis Neujahr bleiben sie im Haus, danach wandern sie in den Garten, wo sie an einem geschützten Platz im Schatten dem Frühling entgegenträumen dürfen. Gerade unter den Heilpflanzen gibt es viele Kaltkeimer – von Adonisröschen bis Waldmeister.
Ich werde Arnika, Bärlauch, Königskerzen, echten Ehrenpreis, Klatschmohn, Purpursonnenhut, Kornblumen und Engelwurz aussäen, dazu diesmal Diptam, die Pflanze, die an warmen Tagen so viel ätherisches Öl verdunstet, dass man sie in Brand setzen kann. Sie kommt in mein geplantes Harry-Potter-Zauberpflanzenbeet. Sie erinnern sich? Hermine hat für Blessuren aller Art immer Diptam in der Tasche!
Die Bibeln der Pflanzenheilkunde
Öseliges Novemberwetter? Da macht es Spaß, gemütlich vor dem Ofen mal wieder in Kräuterbüchern zu blättern, Bekanntes aufzufrischen und Neues dazuzulernen.
Meine beiden „Bibeln“ für die Pflanzenheilkunde sind dabei der „Leitfaden Phytotherapie“ von Heinz Schilcher, Susanne Kammerer und Tankred Wegener (Urban & Fischer, 5. Auflage 2016) und das „Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde“ von Ursel Bühring (Haug-Verlag, 4. Auflage 2014). Beide sind keine leichte Kost, kein Vergleich mit den süffig zu lesenden Artikeln in „Landlust“ und Co. Aber es macht einfach Spaß, fundiert sagen zu können, warum Johanniskraut gut ist fürs Gemüt und Kamille den Magen beruhigt – mit besseren Argumenten als dem Satz: Das hat meine Oma schon so gemacht.
Frische Spitzen gibt`s sogar im Winter
Brennnesseln gibt es überall, sogar jetzt noch, im Spätherbst, wachsen sie auf abgemähten Wiesen wieder nach. Und das ist auch gut so. Denn das Kraut, das beim Pflücken unangenehm brennt, ist ein Allheilmittel für allerlei große und kleine Gebresten. Sogar gegen „der frawen ihr blödigkeit“ (Schüchternheit) empfiehlt sie der alte Kräuterheilkundige Leonhart Fuchs in der frühen Neuzeit. Von dieser Indikation spricht heute niemand mehr. Aber wer Blasen- oder Prostataprobleme hat oder wer unter Arthritis oder Arthrose leidet oder wer einfach seinem Körper mit einer Ausleitungskur etwas Gutes tun will, für den ist die Brennnessel das Kraut der Wahl. Frisch – am besten mit Handschuhen – geerntet, macht sie sich gut im Spinat. Meine Oma hat ihren berühmten Sahnespinat niemals ohne eine Handvoll Brennnesseln serviert.
Es kratzt wieder im Hals
Sie kennen das? Es ist öselig draußen, man holt sich kalte Füße, die trockene Heizungsluft tut ein übriges – und auf das Kratzen im Hals braucht man nicht lang zu warten, und auf trockenen Reizhusten auch nicht. Da wird es Zeit für Tees aus Schleimstoffdrogen. Schluck für Schluck über den Tag verteilt, überziehen sie die gequälten Schleimhäute in Mund und Rachen wie mit einer Schutzschicht. Und Kindern versüßt ein Löffelchen voll Erdkammersirup jede Medizin. Doch dafür muss erst tief gegraben werden . . .
Winterzeit ist Lesezeit.
Gleich zwei Bücher von der gleichen Autorin – in einem Fall unterstützt vom Ehemann – möchte ich an dieser Stelle empfehlen. „Heilpflanzentinkturen“ von Rudi Beiser und Helga Ell-Beiser ist ein „Kochbuch“, das in keiner Hexenküche fehlen darf. Und das Buch „Naturheilkunde für Frauen“ von Helga Ell-Beiser, in diesem Sommer erschienen, ist ein Wälzer, der nicht nur unzählige Tipps, Rezepte und fundierte Informationen bietet, sondern in dem es sich auch herrlich schmökern lässt – gerne bei einem Anti-Schnupfen-Punsch auf dem Sofa.
November ist Wurzelzeit
Die ersten Fröste haben die Gartenpracht ruiniert, die Malven und die Kapuzinerkresse sehen traurig aus, nur ein paar Ringelblumen halten noch die Fahne hoch. Doch die Kräuterhexen haben noch jede Menge zu tun. Denn jetzt ist Wurzelzeit. Wenn die oberen Teile der Pflanzen absterben, konzentriert sich die Kraft in den Wurzeln. Darum: Grabgabel rausgeholt und Beinwell, Alant, Brennnessel, Baldrian & Co. geerntet und daraus heilsame Tinkturen und Salben bereitet – beispielsweise Beinwellsalbe gegen Zerrungen und Verstauchungen oder Brennnesselwurzeltinktur gegen Prostatabeschwerden des Mannes.
Leuchtende Blüten werden zu heilsamer Tinktur
Es herbstet, aber trotzdem leuchten die Ringelblumen in meinem Garten schöner denn je nach dem Regen der vergangenen Woche. Warum also nicht noch eine Ringelblumensalbe und eine Ringelblumentinktur ansetzen? Die beste Zeit zum Sammeln ist der frühe Nachmittag. Die Ringelblumentinktur ist ein wunderbarer Wundreiniger. Die Salbe wird erst eingesetzt, wenn sich die Wunde schließt.
Das Quecken-Abenteuer oder:
Der Anfang von allem
Eigentlich sah der Plan ganz anders aus: Wiese pflügen, Boden mit Kompost aufpeppen, Beete und Wege anlegen, pflanzen. Fertig. Vier Wochen Arbeit, dachte ich, damals, im Frühjahr 2018, als wir unsere Ranch übernahmen. Von wegen. Nach dem Pflügen zeigte es sich: Der Acker saß voller Quecken. Nicht nur ein paar einzelne Exemplare. Nein, dicht an dicht wuchs das Wurzelunkraut. Strotzend vor Kraft, ein dicker Ausläufer neben dem andern. Da blieb nichts, als Schaufel für Schaufel die 160 Quadratmeter für den Heilpflanzengarten umzugraben. Denn gegen Quecken haben Stauden auf Dauer keine Chance. Vier Monate Arbeit, reichlich Muskelkater, drei Kilo weniger. Kiloweise Queckenwurzeln, die gegen Harnwegsinfekte helfen. Und jetzt einen wunderbaren Kräutergarten,