Niemand, der sich auch nur oberflächlich mit Kräutern befasst, kommt an ihr vorbei: Ursel Bühring, Krankenschwester und Heilpraktikerin, hat vor vielen Jahren die Freiburger Heilpflanzenschule, die erste ihrer Art, gegründet und bis 2013 geleitet. Sie hat eine ganze Reihe von Büchern zum Thema Kräuter geschrieben. Ihr wohl wichtigstes: „Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde“, ein 800-Seiten-Wälzer (Haug-Verlag, 4. Auflage 2014).
Das Buch ist keine leichte Kost. In mehreren Kapiteln geht es um die Wirkstoffe der Heilpflanzen, und dabei steigt Bühring tief in Biochemie und Pharmazie ein. Ihre Kapitel zu den verschiedenen Krankheitsbildern bieten eine fundierte Übersicht, bei welchen Beschwerden welche Kräuter sinnvoll eingesetzt werden können. Ein wenig verwirrend ist der Umstand, dass wichtige Heilpflanzen, die bei verschiedenen Krankheiten eine Rolle spielen, in Kurzportraits mehrfach, aber unter jeweils anderen Aspekten vorgestellt werden. Das erfordert mühsame Arbeit mit dem Register und viel Blättern im Buch, zeigt andererseits aber die Komplexität der Pflanzenheilkunde und verhindert von vornherein den Versuch, Pflanzen nach dem Schema „hilft gegen Bauchschmerzen“ vorschnell und oberflächlich in Schubladen zu stecken. Für Neulinge in der Kräuterkunde besonders interessant sind die Kapitel, in der praktische Anwendungen beschrieben werden – von Rezepten für Tees bis hin zum Umgang mit Heublumensäckchen. Unterm Strich: Ein Buch, das Kräuter-Interessierte durch das ganze Leben begleiten kann, das allerdings nicht die Auseinandersetzung mit der aktuellsten Forschung ersetzt. Die knapp 80 Euro, die es kostet, sind aber auf jeden Fall sehr gut angelegt.