Seifensieden macht Spaß, ist spannend und lädt zum Experimentieren ein mit Düften, Farben und Kräutern.
Natürlich braucht es erst ein wenig Theorie. Bücher zum Thema gibt es genug. Ich habe mir die Anleitung von Claudia Kasper mit dem Titel „Naturseife – das reine Vergnügen“ ausgesucht (Freya-Verlag 2019). Das Buch informiert über Grundlagen der Seifenherstellung, hat aber auch zahllose Rezepte mit praktischen Hinweisen. Ich habe mich am Rezept für die Salbei-Rosmarin-Seife mit Olivenöl orientiert. Allerdings habe ich diesmal nur Rosmarin verwendet, denn ich hatte noch Rosmarinhydrolat, das ich anstelle des destilierten Wassers verwendet habe. Und es hat geklappt: Die Seife, die jetzt noch vier Wochen reifen muss, duftet intensiv nach Rosmarin.
Und so geht es:
Weil ich sehr viel Rosmarin im Garten habe, habe ich zunächst etwa drei Hände voll klein geschnittener Rosmarinnadeln in einem Liter Olivenöl bei etwa 70 Grad eine halbe Stunde lang ausgezogen. Gleichzeitig habe ich drei Esslöffel Nadeln so fein wie möglich gehackt und in etwas Olivenöl eingeweicht.
Für die Seifenbereitung habe ich dann 270 Gramm Ätznatron (heißt auch Natronlauge, Natronhydrat, chemische Formel: NaOH) in Pulverform abgewogen und in 660 Gramm Rosmarinhydrolat aufgelöst (wer kein Hydrolat hat, nimmt destilliertes Wasser). Achtung: Immer das Laugenpulver in die Flüssigkeit geben, niemals umgekehrt. Bei dieser Prozedur sind Gummihandschuhe, eine dicke Schürze und eine Schutzbrille für die Augen unverzichtbar, denn die Lauge ist sehr ätzend. Immer Essig zum Neutralisieren und klares Wasser zum Ausspülen griffbereit haben, falls doch mal ein Spritzer danebengeht. Nur mit Edelstahltöpfen oder Emailletöpfen arbeiten, da die Lauge zum Beispiel Aluminium angreift. Die Flüssigkeit wird sehr heiß, sie muss, um sie weiterzuverarbeiten, unter gelegentlichem vorsichtigen Rühren auf Zimmertemperatur abkühlen.
Währenddessen das Olivenöl abseihen und abkühlen lassen. 300 Gramm Kokosöl und 300 Gramm Palmöl – beides sind, obwohl Öle genannt, Fette, die bei Zimmertemperatur fest sind – in einem Topf schmelzen lassen. Das Olivenöl, 300 Gramm Rapsöl und 100 Gramm Sonnenblumenöl zugeben, alles gut verrühren. Die Ölmischung sollte etwa 35 bis 40 Grad heiß sein. Nun langsam unter Rühren die Laugenmischung zugeben. Dabei den Schutz tragen! Wenn die Mischung mit dem Löffel gut verrührt ist, mit einem Stabmixer so lange weiterrühren, bis die Mischung die Konsistenz eines dünnen Puddings hat. Bei mir hat das etwa 20 Minuten gedauert.
In diesen Seifenpudding werden jetzt die eingeweichten Rosmarinnadeln und ätherisches Rosmarinöl unter langsamem Rühren zugegeben. Wieviel Rosmarinöl man verwenden will, ob man es mit anderen ätherischen Ölen mischt, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Wer Seifen mit kleinen Bitzeln nicht mag, lässt einfach die Roismarinnadeln weg.
Diesen Seifenpudding, der zu diesem Zeitpunkt senfgelb ist, habe ich dann in eine Holzform gegossen, die mein Mann mir geschreinert hat und die ich vorher mit Frischhaltefolie ausgekleidet habe. Alternativ eignen sich wohl auch Plastikformen, insbesondere Silikonformen. Diese Form habe ich in eine dicke Decke eingepackt, denn die Seife entwickelt in diesem Stadium Wärme, die möglichst lange zusammengehalten werden soll (außer bei Milchseifen).
Ergebnis nach 24 Stunden: Die Seife in der Holzform war so fest, dass sie nun in handliche Stücke geschnitten werden konnte. Der äußere Rand war tief dunkelgrün, während die Seife innen noch gelblich war.
Das war vor einer Woche. Seither werden die Seifenstücke immer grüner und riechen angenehm nach Rosmarin. Sie müssen nun noch etwa fünf Wochen reifen. Ich habe sie dafür in meinen Kräutertrockenapparat gepackt, der aus gazebespannten Holzrahmen besteht. An einem trockenen und luftigen Ort trocknen sie nun weiter.
PS: Nach dem Reifen waren die Seifenstücke sehr angenehm zum Händewaschen. Die Rosmarinnadeln ergaben einen leichten Peelingeffekt. Nach einigen Monaten hat sich allerdings herausgestellt, dass die Seifen extrem lichtempfindlich sind. Ich hatte einige Stücke ungeschützt im Regal liegen, sie sind verblasst und riechen leicht ranzig. Darum: Dunkel aufbewahren und innerhalb von sechs bis acht Monaten verbrauchen, ehe die enthaltenen Öle verderben.