Viel Wissenschaft & ein wenig Zauberpoesie

Kategorie: Kleine und große Wehwehchen

Die Renaissance des Gurgelns

Trübes Winterwetter? Stimmt. Aber Regen und Nebel sind perfekt, um den Schleimhäuten etwas Gutes zu tun. Regelmäßige Spaziergänge in feuchter Luft sind eine Labsal für den Nasen-Rachen-Raum.  Auch Dampfbäder, etwa mit Kamille, beruhigen Schleimhäute, denen im Winter vor allem die trockene Heizungsluft zusetzt. Denn gesunde Schleimhäute in Nase und Hals sind gerade jetzt ganz wichtig. Genau an dieser Stelle nämlich setzen Erkältungs-, Grippe- und Coronaviren an. Alles, was dazu dient, sie zu stärken, ist derzeit doppelt angesagt.

Salbei ist ein traditionelles Gurgelmittel.

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt in diesen Tagen ein weiteres probates Hausmittel: Das Gurgeln. „Antiseptisches Gurgeln und nasale Antiseptik sind zu Unrecht in Vergessenheit geratene simple Präventionsmaßnahmen“, heißt es in der Pressemitteilung vom 1. Dezember 2020. Gurgeln und Schnupfen entsprechender Lösungen soll die Viruslast im Hals-Nasen-Rachenraum beträchtlich senken. Neben marktüblichen Gurgellösungen mit ätherischen Ölen aus der Apotheke empfehlen die Experten auch Kochsalzlösungen, Grünen Tee, Granatapfel- oder Aroniasaft oder den guten alten Salbei. „Für Salbeiextrakt ist die Wirksamkeit gegen Grippe- und andere Coronaviren nachgewiesen; damit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 gegeben“, schreiben die Experten. Sie empfehlen, zwei- bis dreimal täglich mehrere Minuten lang zu gurgeln, am besten mit Mundwässern auf Basis ätherischer Öle. Unter dem Link http://www.primaveralife.com  (News) gibt es dazu übrigens ein Rezept zum Selbermachen auf der Basis von Kochsalz und ätherischen Ölen.

Zum Thema Aronia, Salbei, Grüner Tee & Co. noch eine Bemerkung: Sie  haben eines gemeinsam: Sie enthalten nicht nur keimtötende ätherische Öle, sondern auch Gerbstoffe. Diese wirken nicht nur antiviral und antibakteriell – sie „gerben“ auch die Schleimhäute. Dieses leichte Gerben ist als leicht pelziges Gefühl im Mund zu spüren und zeigt, dass durch die Verbindung der Gerbstoffe mit Eiweißen im Mund eine gewisse abdichtende Wirkung auf die Zellwände vorhanden ist. Das erschwert Keimen das Eindringen.  Ähnliches scheint für Lutschtabletten aus der Zistrose zu gelten, für die es gute Erfahrungen bei grippalen Infekten gibt (Ärztezeitung, 20.11.2017).

Unterm Strich also: Die Hausapotheke bietet durchaus Mittel und Mittelchen zur Vorbeugung gegen Corona. Aber: Keines davon ist ein Zaubermittel, das komplett vor der Krankheit schützt. Darum: Abstand halten – auch über die Feiertage!

Kartoffeln – wärmend und kühlend

Herbstzeit ist Kartoffelzeit – und darum stand die tolle Knolle neben vielen anderen Kräutern und Gemüsen auf dem Programm der Oktobereinheit der Gartenapotheke mit Ursel Bühring  im Bildungshaus St. Ulrich. Wellness pur für den schmerzenden Rücken, muskelkatergeplagte Beine, kalte Füße oder den  hustengeschüttelten Brustkorb: Das „Bauernfango“ mit heißen Kartoffeln. In der Schale gekochte heiße Kartoffeln werden dafür  in ein Papierküchentuch und danach in ein Geschirrtuch eingewickelt und dann vorsichtig zu einer zwei bis drei Zentimeter dicken Auflage zerdrückt. Die Auflage sollte so groß sein wie die schmerzende Stelle, die Packung wird mit einem Schal fixiert. Vorsicht beim Auflegen: Die Kartoffeln sind sehr heiß! Darum sollte der Kartoffelwickel auch nicht bei kleinen Kindern, die sich noch nicht äußern können, bei sehr alten Menschen oder Menschen mit Sensibilitätsstörungen angewendet werden.  Dafür hält die Wärme lange vor und dringt tief in den Körper ein.

Aber Kartoffeln können nicht nur wärmen, sondern auch kühlen – beispielsweise verbrannte Kinderfinger. Dafür höhlt man eine rohe Kartoffel so weit aus, dass der schmerzende Finger hineinpasst. Die Kartoffel kühlt und hält die Haut feucht. Im Seminar im Schwarzwald haben die Teilnehmerinnen der Kartoffeln überdies witzige Gesichter geschnitzt – ein wunderbarer Trost für kleine Unglückswürmer.

 

 

Steinklee für die Lymphe

In diesen Tagen habe ich eine tolle Erfahrung mit dem echten Steinklee gemacht. Meine Mutter hat sich den Arm gebrochen, und in den Wochen danach waren Arm und Hand dick angeschwollen. Ein Versuch mit der Ceres Urtinktur Steinklee (Meliloti herba) zeigte binnen weniger Tage Erfolg: Die Hand war komplett abgeschwollen, der Arm deutlich weniger dick als zuvor.

Echter Steinklee (Melilotus herba). Quelle: Wikipedia

Ich hatte ihr dreimal täglich drei Tropfen der Urtinktur gegeben. Die Folge war leichter Durchfall, darum habe ich sie abgesetzt. Allerdings wurde daraufhin der Arm wieder dicker. Mit drei Tropfen morgens und drei Tropfen abends haben wir dann eine Dosis gefunden, die wirkt, ohne den Darm zu sehr anzuregen.

Echter Steinklee wird auch von der Kommission E empfohlen bei Lymphstauungen, und zwar unterstützend zu Lymphdrainagen und Kompressionen. Auch bei chronisch venöser Insuffizienz – vor allem bei Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Schwellungen kann echter Steinklee helfen. Er kann bei der Behandlung des postthrombotischen Syndroms und bei Hämorrhoiden unterstützend wirken. Bei Prellungen, Verstauchhungen und oberflächlichen Blutergüssen empfiehlt die Kommission E eine äußere Anwendung. Ursel Büring empfiehlt in ihrem „Praxislehrbuch Heilpflanzenkunde“ dafür entweder Kompressen aus Steinkleekrauttee. Alternativ könnten Kataplasmen helfen. Dafür werden drei Esslöffel Steinkleekraut mit 150 ml heißem Wasser gut durchfeuchtet und dann, etwas abgekühlt, auf die geschwollenen Stellen aufgebracht und mit einem Tuch werden. Ich habe das ausprobiert – mit dem Ergebnis, dass nach dem Abtrocknen im ganzen Wohnzimmer Steinkleekrümel verteilt waren. Aber der Erfolg – in Kombination mit der Urtinktur – zeigte sich schnell.

Der Hauptwirkstoff im Gelben Steinklee sind, neben Flavonoiden und Saponinen, die Cumarine. Schnuppert man an der Tinktur, riecht sie intensiv nach Waldmeister – die Cumarine lassen grüßen. Um eine exakte Dosis dieser wirksamen Cumarine zu bekommen, empfehlen die Experten Fertigarzneimittel. Denn zu viele Cumarine können, so wird vermutet, leberschädigend sein, während eine zu niedrige Dosis unwirksam ist. In seltenen Fällen können als Nebenwirkungen Kopfschmerzen auftreten.

Trotz dieser Einschränkungen müssen Kräuterhexen keineswegs komplett die Finger vom Stienklee lassen.  Sie können aus der Pflanze  Steinklee-Öl  zaubern, das bei müden und schmerzenden Beinen und bei Wadenkrämpfen äußerlich helfen kann, ohne dass gefährliche Nebenwirkungen zu erwarten sind. Dafür wird frisches, blühendes Steinkleekraut sehr klein geschnitten und in ein Schraubglas gegeben. Man fügt so viel Olivenöl hinzu, dass das Kraut gut bedeckt ist, lässt es vier bis sechs Wochen an einem warmen Ort ausziehen und schüttelt es täglich mehrmals. Danach wird das Öl abgefiltert und in dunklen Flaschen aufbewahrt. So hält es sich bis zu einem Jahr. Tipp: Kombiniert mit Rosskastanienauszügen wirkt es noch besser.

Quellen:

Schilcher/Kammerer/Wegener: Leitfaden Phytotherapie 4/2010
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, 4/2014

 

 

 

 

 

Meerrettich-Tinktur bei Blasenproblemen

Ich finde, Phytobiotika, also pflanzliche Antibiotika, sind ein sehr gutes Mittel für Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen. Beim ersten Anflug von Beschwerden  nehme ich eine Mischung aus Kapuzinerkresse- und Meerrettichtinktur – im Handel auch als Fertigpräparat in Tablettenform erhältlich – und trinke einen Tee aus Bärentraubenblättern, Goldrute und Brennnessel. Meist erledigt sich das Problem dann binnen weniger Tage. Achtung: Bärentraubenblätter dürfen höchstens fünf Tage nacheinander und höchstens fünf Mal im Jahr verwendet werden, denn bei regelmäßiger Einnahme können Schäden für Leber und Erbgut nicht ausgeschlossen werden. Und ganz wichtig: Wenn die Blasenprobleme nicht schnell abklingen oder gar die Nieren schmerzen, muss unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden.

Zutaten für eine Meerrettich-Tinktur:

Etwa 100 Gramm Meerrettichwurzel
etwa 200 ml Ethanol, ca. 60 %

Zubereitung:

Den Meerrettich fein schneiden oder in der Küchenmaschine fein raspeln. In ein Glasgefäß füllen, mit dem Alkohol übergießen. Der Meerrettich sollte komplett bedeckt sein, im Zweifel noch etwas Alkohol nachgießen. Etwa zehn Tage an einen warmen Ort stellen. Mehrmals täglich umrühren.

Danach den Alkohol, in den nun die Wirkstoffe des Meerrettichs übergegangen sind, abfiltern und in dunkle Tropffläschchen füllen. Kühl und dunkel aufbewahrt, hält sich die Tinktur bis zu zwei Jahren. Bei Bedarf drei- bis fünfmal täglich 20 Tropfen in Blasentee einnehmen. Besonders wirkungsvoll ist die Meerrettich-Tinktur in Kombination mit einer Tinktur aus frischer Kapuzinerkresse. Übrigens: Verdünnte Meerrettichtinktur eignet sich auch zum Einreiben bei Muskelschmerzen – die Senföle regen die Durchblutung an.

 

Mit Schleimstoffen gegen Reizhusten

Malve

Jetzt kommt sie wieder, die Erkältungszeit. Und meist beginnt sie mit einem Kratzen im Hals und einem trockenen Reizhusten. Ein Zeichen, dass die Zeit für Schleimstoffdrogen gekommen ist. Malven- und Stockrosenblüten, Eibischwurzel, Königskerzenblüten, Huflattichblätter, Spitzwegerichblätter, Lindenblüten und Isländisch Moos sind die wirksamsten Schleimstoffdrogen. Traditionell werden sie mit kaltem Wasser aufgesetzt, da man lange vermutet hat, dass heißes Wasser die Schleimstoffe zerstört. Man lässt einen Tee aus Schleimstoffdrogen zwei bis drei Stunden ausziehen und erwärmt ihn danach vorsichtig, so dass er sich angenehm trinken lässt, am besten schluckweise über den Tag verteilt. Dabei sollte man das Mazerat immer wieder neu ansetzen, da Schleimstoffdrogen schnell verkeimen. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Überbrühungen mit heißem Wasser möglich sind und die Hustentees dennoch ihre Wirkung behalten. Tees gegen Reizhusten dürfen auch gerne mit Honig gesüßt werden, da dieser die Schleimhäute zusätzlich „schmiert“.
Sehr gut gegen Reizhusten hilft auch Spitzwegerichsirup. Für seine Anwendung schichtet man frische Spitzwegerichblätter mit Honig in ein fest verschließbares Gefäß und lässt diesen Sirup an einem kühlen Ort mit gleichbleibender Temperatur einige Monate reifen. Gerne wird der Spitzwegerichhonig tief im Garten vergraben, da in der Erde die Temperaturen Tag und Nacht schön gleichmäßig sind. „Erdkammersirup“ heißt dann dieses köstliche Anti-Husten-Mittel.

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